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Philosophische Aspekte der Informationssicherheit - Prof. Dr. Norbert Pohlmann

Philosophische Aspekte der Informationssicherheit

Artikel -Philosophische Aspekte der Informationssicherheit - Prof. Norbert Pohlmann

Norbert Pohlmann  (Institut für Internet-Sicherheit),
“Philosophische Aspekte der Informationssicherheit “,
Die Kriminalprävention – Europäische Beiträge zu Kriminalität und Prävention,
Europäisches Zentrum für Kriminalprävention,
03/2000

Wir befinden uns mitten in einem technologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umbruch, für den sich der Begriff Informationsgesellschaft durchgesetzt hat. Um genauer zu sein: Die technologische Revolution liegt mit der Entwicklung von Mikrochips und Wide Area Networks bereits Jahrzehnte zurück. Der wirtschaftliche Umbruch vollzieht sich gegenwärtig. Der gesellschaftliche Umbruch beginnt erst zögerlich. Dieser gesellschaftliche Umbruch aber ist es, der für jeden Einzelnen die massivsten Auswirkungen haben und zugleich die höchsten Anforderungen an ihn stellen wird.

Eine solche Revolution ist in der Historie nicht ohne Beispiel. Die augenfälligsten Parallelen zeigen sich in der industriellen Revolution, die im England des achtzehnten Jahrhunderts begann.
Auch hier stand am Anfang eine technische Innovation, die nach und nach immer mehr Wirtschaftszweige veränderte, indem manuelle Fertigung industrialisiert und konventioneller Verkehr maschinisiert wurden.

Die veränderten Arbeitsbedingungen griffen aber auch in den Alltag der arbeitenden Menschen ein, in ihre wirtschaftliche Situation, in ihre Wohnsituation, aber – und das ist vielleicht der wesentlichste Aspekt – in ihr Selbstbild. Die industrielle Revolution nämlich bedeutete nicht nur Klassenkampf, reiche Fabrikanten und darbende Proletarier, sondern nicht zuletzt die Verbreitung der »entfremdeten Arbeit«. Die Beschreibung dieses Phänomens ist vielleicht die wichtigste Leistung von Karl Marx, auch wenn sie politisch weniger Konsequenzen hatte als das »Kommunistische Manifest«.

Treffend und bis heute gültig analysierte Marx aus anthropologischer Sicht, welche Folgen es für ein Individuum hat, wenn die Art seiner Arbeit es »ent-individualisiert «, wie es seine Selbstwahrnehmung verändert, wenn es wie eine Maschine Arbeit an einer Maschine leistet.
Wer sein Leben lang am Fließband ein und dasselbe Schräubchen anzieht, so Marx, muss selbst zum Rädchen werden. Alle Phänomene der Massenkultur, wie wir sie heute kennen, haben hier ihre Wurzel: Massen uniformer Individuen, die die gleiche Arbeit leisten, die gleiche Kleidung tragen, »Fast Food« essen und das gleiche Fernsehprogramm konsumieren.


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