Digitale Ethik – Vertrauen in die digitale Welt Digitalisierung und Ethik – warum ist das ein Thema für ein ganzes Buch? Die digitale Transformation unserer sozialen, politischen und ökonomischen Systeme stößt gesellschaftliche Veränderungen an in Bezug auf unsere Kommunikation, unsere Interaktionsmuster, unsere Arbeitswelt, unsere Wertschöpfungsketten sowie unsere Werte und Normen. Dadurch ergeben sich zahlreiche neue Fragestellungen und Herausforderungen für die Politik, für Unternehmen, für jede und jeden Einzelnen von uns. Digitale Technologien, die beispielsweise in den Bereichen künstlicher Intelligenz, Datenverarbeitung, Internet der Dinge oder auch sozialer Kommunikationsplattformen zur Anwendung kommen sind immer sogenannte Dual-Use-Technologien, das heißt sie können Fluch und Segen sein, für gute Zwecke eingesetzt oder zu kriminellen Zwecken missbraucht werden. Weil das so ist, müssen wir uns im Zusammenhang mit Digitalisierung immer auch die Fragen stellen: Wie wollen wir digitale Technologien einsetzen? Wie wollen wir Digitalisierung gestalten?
Oder konkreter auf die der Ethik zugrundeliegende Prämisse des guten Handelns bezogen: Wie gewährleisten wir ein gutes Leben für alle in Zeiten des digitalen Wandels? Natürlich stellt sich im Zusammenhang mit ethischem Handeln immer auch die Frage der Verantwortung. Wer ist verantwortlich dafür, dass die Digitalisierung Segen bleibt und nicht zum Fluch wird? Wer setzt ethische Normen, Handlungsleitlinien und letztlich rechtlich bindende Rahmenbedingungen für die Entwicklung und den Einsatz digitaler Technologien fest? Als Europas größter Verband von Internetunternehmen sehen wir bei eco hier nicht nur die Politik in der Pflicht, sondern sind fest davon überzeugt, dass ethische Leitlinien im Rahmen der Digitalisierung nur im Rahmen eines andauernden Dialogs zwischen Gesellschaft, Politik und Unternehmen in Deutschland und weltweit erarbeitet werden können. Internet- und Digitalunternehmen treiben mit ihren Entwicklungen, Produkten und Diensten den digitalen Wandel an und sind damit natürlich auch mitverantwortlich für die Beantwortung der damit entstehenden gesellschaftlichen Fragestellungen.
Vielfach übernehmen Unternehmen hier auch schon Verantwortung und werden unabhängig von staatlichen Vorschriften aktiv. Bestes Beispiel dafür ist die Internet-Beschwerdestelle (siehe ausführliches Porträt auf S. 27), die wir seit rund 20 Jahren sehr erfolgreich unter dem Dach von eco betreiben. Gemeinsam mit Internetunternehmen und in einem weltweiten Verbund setzt sich die Beschwerdestelle für eine rasche Löschung rechtswidriger Internetinhalte wie beispielsweise Kinderpornografie oder Hassrede ein und ist damit auch ein verlässlicher Partner für staatliche Strafverfolgungsbehörden. Mit diesem Beispiel komme ich zu einem weiteren wichtigen Punkt im Zusammenhang mit Ethik und Digitalisierung: die Frage der Definition und Durchsetzung ethischer Normen. Ich habe bereits angedeutet, dass wir eine Neuordnung unserer ethischen Handlungsnormen nur im Rahmen eines gesamtgesellschaftlichen Prozesses angehen können. Doch brauchen wir zur Durchsetzung auch eine Neuordnung unseres Rechtssystems?
Ich bin der Meinung, dass es hier viel mehr um eine Evolution, statt um eine Revolution gehen muss. Das Internet ist schon heute kein rechtsfreier Raum – obwohl Kritiker dies immer wieder gerne verkünden. Gerade in Europa haben wir bereits einen engmaschigen Rechtsrahmen für das Internet. Zudem können viele Konfliktfälle in der digitalen Welt mit der Gesetzgebung aus der analogen Welt gelöst werden, beispielsweise im Bereich des Wettbewerbsrechts. Ich bin daher davon überzeugt: wir brauchen keine Flut neuer rechtlicher Rahmenbedingungen und Regulierungen, sondern müssen zunächst unsere bestehende Rechtskultur auf die neuen Technologien anwenden und gegebenenfalls anpassen.
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“Ethik und künstliche Intelligenz – Wer macht die Spielregeln für die KI?”
“Wie können wir der KI vertrauen? – Mechanismus für gute Ergebnisse“
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