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Digitale Ethik - Prof. Dr. Norbert Pohlmann

Digitale Ethik

Digitale Ethik als praktische Philosophie mit moralischen Fragen des digitalen Wandels

Was ist digitale Ethik?


Die digitale Ethik beschäftigt sich als Teilgebiet der Ethik und der praktischen Philosophie mit moralischen Fragen des digitalen Wandels. Sie fragt nach sittlichen Grenzen, die der Digitalisierung und dem Umgang mit neuen Anwendungen wie künstliche Intelligenz (KI), digitale Plattformen usw. gesetzt werden.

Die digitale Ethik bezieht sich auch darauf, welche Regeln im virtuellen Raum gelten und welche Verantwortung die unterschiedlichen Stakeholder tragen sollen.
Vielfach diskutierte Themen im Kontext der digitalen Ethik sind künstliche Intelligenz und Algorithmen, Überwachung und Privatsphäre, das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine. Zudem sollte die digitale Ethik Anwendung finden bei der Beurteilung der Rolle sozialer Medien in einer deliberativen Demokratie sowie bei Fragen nach Verantwortlichkeit und Verantwortlichen für digitale Handlungen die, anonym ausgeführt, gegen die Moral der Gesellschaft verstoßen.

Nicht alles, was wir als Menschen tun können, sollten wir auch tun. Es muss Grenzen geben, die über die Einschränkungen hinausgehen, die durch den Gesetzgeber gesetzt werden. Diese Selbstbeschränkungen des Handelns müssen sittlich-moralischer Natur sein, um allgemeine Anerkennung zu finden.

Die digitale Ethik hat Überschneidungen mit anderen Teilgebieten der angewandten Ethik etwa der Roboterethik, Technikethik, Informationsethik, Medienethik aber auch der Hackerethik sowie der Medizinethik.

Digitale Ethik als praktische Philosophie mit moralischen Fragen des digitalen Wandels
Abbildung: Digitale Ethik – © Copyright-Vermerk


Beispiele von ethischen Werten im Umfeld KI-basierten Anwendungen:


Fairness & Gerechtigkeit
Fairness im Allgemeinen bedeutet ein anständiges, ausgewogenes, moralisches sowie gerechtes Handeln, was zumeist auf einer entsprechenden Geisteshaltung beziehungsweise Gesinnung oder dem Wertesystem der handelnden Person beruht. Gerechtigkeit ist der optimale Zustand eines sozialen Miteinanders, bei dem stets ein für alle Beteiligten akzeptierbarer Ausgleich aller Interessen, Vergütungen sowie Chancen hergestellt wird. Ein Sinn für Gerechtigkeit einer einzelnen Person oder einer Gruppe von Menschen geht einher mit bestimmten Normen und Werten (Handlungsnormen, Rechtsnormen). Im Hinblick auf die KI-basierte Anwendung (Maschinelles Lernen) bedeutet dies, dass alle Nutzer angemessen und transparent behandelt werden. 

Gleichheit
Der philosophische Begriff der Gleichheit meint nicht eine absolute Gleichheit der Menschen, sondern eine fundamentale Gleichwertigkeit von Menschen unabhängig von bestimmten, klar definierten weiteren Merkmalen wie etwa Herkunft. Im Kontext der KI besteht eine Gefahr der Diskriminierung beispielsweise bei individualisierten Preisen für Frauen und Männer vor allem dann, wenn für den Einzelnen nicht erklärbar oder nachvollziehbar ist, aus welchem Grund ein höherer Preis für ein Produkt/eine Leistung bezahlt werden muss.

Solidarität
Das Prinzip der Solidarität bedeutet, dass die Gemeinschaft zum Wohle eines Individuum einsteht – das betrifft zum Beispiel Versicherungen. Hier gilt oft das Verursacherprinzip: Eine Person darf Solidarität beanspruchen, wenn ihre Notsituation nicht selbstverschuldet ist. Im Kontext der KI laufen die Versicherer jedoch zunehmend Gefahr, gewisse Krankheiten bestimmten Verhaltensweisen zuzuschreiben und dabei genetische, soziale und umweltbedingte Faktoren außer Acht zu lassen.

Toleranz
Toleranz bezeichnet das Akzeptieren der Sichtweisen, Überzeugungen und Handlungen von Anderen. Ebenso wird der Begriff zur Beschreibung von Gleichberechtigung verwendet. Die Steigerung der Toleranz ist die Akzeptanz: Toleranz ist relativ, Akzeptanz ist relativ absolut. Für die Gesellschaft ist Toleranz ein wichtiges Thema und wird unter anderem diskutiert in Zusammenhang mit kulturellen Unterschieden und prinzipiell anderen Wertesysteme. Somit ist die Toleranz auch ein wichtiger Wert im Hinblick auf den Wunsch von Nutzern bezüglich der Kontrolle der eigenen digitalen Identität, der unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann.

Freiheit
Freiheit ist ein Zustand, bei dem ein Individuum ohne jeglichen äußeren und inneren Zwang zwischen mehreren Optionen und Alternativen selbstbestimmt wählen oder entscheiden kann, zum Beispiel ohne durch Suggestivfragen im Sinne des Anbieters beeinflusst zu werden. Insbesondere im Kontext der KI ist das ein relevanter Wert, da dies auch die Autonomie des Einzelnen im Gegensatz zur Kontrolle durch ein System beinhaltet.

Kontextuelle Integrität
Mit der kontextuellen Integrität wird berücksichtigt, dass der Einzelne die Freiheit hat, in verschiedenen Lebensbereichen unterschiedliche Daten preiszugeben. Denn wenn die Verwendung dieser Daten nicht mehr der ursprünglichen Absicht entspricht, wird die kontextuelle Integrität verletzt – zum Beispiel, wenn sehr vertrauliche Informationen aus dem Freundeskreis in individualisierte Preise einfließen.



Weitere Informationen zum Begriff “Digitale Ethik”:



Ethik und künstliche Intelligenz – Wer macht die Spielregeln für die KI?

Wissenschaft als Helfer für angewandte Ethik in der KI-unterstützten IT

Vertrauen – ein elementarer Aspekt der digitalen Zukunft

Mit Vertrauenswürdigkeit in eine sichere Zukunft

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