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Verlieren wir schleichend die Kontrolle über unser Handeln? Autonomie hat oberste Priorität - Prof. Dr. Norbert Pohlmann

Verlieren wir schleichend die Kontrolle über unser Handeln? Autonomie hat oberste Priorität

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U. Coester,
Norbert Pohlmann  (Institut für Internet-Sicherheit):,
„Verlieren wir schleichend die Kontrolle über unser Handeln? Autonomie hat oberste Priorität“,
BI-SPEKTRUM Fachzeitschrift für Business Intelligence und Data Warehousing,
05-2015

Bei der Entwicklung zur digitalen Gesellschaft und der damit einhergehenden zunehmenden Vernetzung ist Auto­nomie, also die Wahrung der Selbstbestimmung, von essenzieller Bedeutung. Doch ist dies bei der Verwendung moderner Internetdienste bald überhaupt noch möglich? Immer mehr digitale Helfer dringen in den Alltag ein, teil­weise so unterschwellig, dass die Nutzer gar nicht merken, wie stark sie auf diese Unterstützung bereits angewiesen sind. Das führt zu der spannenden Frage, welche Nachteile für den Einzelnen, aber auch für die Gesellschaft daraus kurz­ und langfristig erwachsen können – aber auch, ob etwas, und wenn ja, was, dagegen getan werden kann.

Das Leben von nahezu jedem befindet sich in einem rasan-ten Wandel, nicht zuletzt verursacht durch die – aufgrund der immer kürzer werdenden Entwicklungszyklen – kontinuierlichen technologischen Innovationen. 2008 brachte Steve Jobs das erste Smartphone auf den Markt – knapp acht Jahre später sind die meisten Bürger nahezu überall und ständig mit ihren mobilen Endgeräten im Internet. Die Welt ist in fast allen Bereichen digital, vieles bereits heute schon smart – Tendenz steigend. Denn durch die zahlreichen persönlichen Sensoren, die mittlerweile ganz selbstverständlich in den Alltag integriert sind – angefangen bei der Smart-Watch bis hin zum SmartCar – und letztendlich zum Ziel Smart Everything hinführen, erweitern sich wiederum die damit kovariierenden Internetdienste deutlich. Bereits 2013 produzierten die im Einsatz befindlichen Geräte Unmengen an Daten: Weltweit wurden – mit der Zielsetzung „Verbesserung der Dienste“ – schätzungsweise 4 400 000 000 000 (in Worten: 4 Billionen 400 Milliarden) Gigabyte an Datenma-terial in irgendwelchen Clouds abgespeichert.
Ein Ende ist hier nicht abzusehen. Im Gegenteil, die digitale Revolution geht immer schneller vonstatten, eine Innovation löst innerhalb kürzester Zeit die nächste ab. Die Anwender erfreuen sich vorrangig an neuen Features, verlieren aber zunehmend den Überblick über die Zusammenhänge und das, was eigentlich dahintersteckt. Vordergründig bieten viele Internetdienste durchaus einen Nutzeffekt, weil sie auf Basis der ausgewerteten individuellen Informationen Handlungsvorschläge für den Einzelnen erstellen. Aber ist das tatsächlich durchweg positiv – auch im Sinne der Selbstbestimmung?

Retroperspektive:
Die Ära vor der Digitalität
Vor 20 oder 30 Jahren haben Autofahrer noch lernen müssen, mit Straßenkarten umzugehen. Um per Auto an ein Ziel zu gelangen, war vorab das Studium von Landkarten hilfreich, denn mit dem Wissen über den passenden Weg ließ sich die Fahrt komfortabler und einfacher gestalten. Aus diesem gelernten Wissen und der damit verbundenen eigenen Erfahrung sind viele Autofahrer dieser Generation heute wahrscheinlich noch in der Lage, einen ihnen bekannten Ort anzusteuern – auch ohne den Straßenatlas.
Doch in der Regel nutzen heutzutage selbst Autofahrer, die über diese Kenntnisse verfügen, vielfach fast automatisch ihr Navigationssystem (Navi). Nicht zuletzt, weil dieses beträchtliche Mehrwerte bietet, zum Beispiel den frühzeitigen Hinweis auf einen Wechsel der Autobahn oder
Informationen bezüglich eines aufkommenden Staus. Jedoch erlaubt die vormals gesammelte Sachkenntnis eine autonome Entscheidung darüber, ob man den Handlungsempfehlungen des Navis folgt oder eben nicht. Diese bewusste Handlungsweise bietet somit auch jederzeit die Möglichkeit, eine vorgegebene Fahrstrecke mit Hilfe von persönlichem Wissen und langjähriger eigener Erfahrung zu optimieren. Daraus resultieren unzweifelhaft Vorteile, weil der Fahrer hypothetisch vor der Abfahrt über Radio oder Zeitung noch Informationen erhält, die in seine Streckenplanung einfließen können. Diese Sachverhalte – wie etwa ein drohender Stau durch anreisende Zuschauer eines Fußballspiels, der sich aber logischerweise zu einer bestimmten Uhrzeit auflöst – gehört zu den Fakten, die von einem Navi zurzeit nicht berücksichtigt werden. Dies erkennt nur den Stau und würde aufgrund dessen wahrscheinlich direkt eine alternative Route auswählen.




Weitere Informationen zum Begriff “Verlieren wir schleichend die Kontrolle über unser Handeln?”:

Artikel:
“Vertrauen – ein elementarer Aspekt der digitalen Zukunft”


„Künstliche Intelligenz und Cybersicherheit – Unausgegoren aber notwendig“

„Sei gewarnt! Vorhersage von Angriffen im Online-Banking“

„Ethik und künstliche Intelligenz – Wer macht die Spielregeln für die KI?“

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Vorträge:
„Sicherheit und Vertrauenswürdigkeit von KI‐Systemen“

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“Künstliche Intelligenz und die Internetwirtschaft”

“Artificial Intelligence (AI) for Cyber Security”

“Künstliche Intelligenz und Cyber-Sicherheit – Workshop”

Enquete‐Kommission Künstliche Intelligenz:
Thesen und Handlungsempfehlungen zum Thema „Sicherheit und Vertrauenswürdigkeit von KI‐Systemen“

Diskussionsgrundlage für den Digitalgipfel 2018: “Künstliche Intelligenz und Cybersicherheit”

eco-Studie: Potenzial von künstlicher Intelligenz (KI) für die deutsche Wirtschaft im Jahr 2025

Glossareintrag: Künstliche Intelligenz / Maschinelles Lernen

Informationen über das Lehrbuch: „Cyber-Sicherheit“

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