slider

Warum Vertrauenswürdigkeit der Grundstein für die Digitalisierung ist - Prof. Dr. Norbert Pohlmann

Warum Vertrauenswürdigkeit der Grundstein für die Digitalisierung ist

Warum Vertrauenswürdigkeit der Grundstein für die Digitalisierung ist

U. Coester, Norbert Pohlmann (Institut für Internet-Sicherheit):
„Warum Vertrauenswürdigkeit der Grundstein für die Digitalisierung ist“,
DuD Datenschutz und Datensicherheit – Recht und Sicherheit in Informationsverarbeitung und Kommunikation,
Vieweg Verlag, 1/2025


In der sprunghaft fortschreitenden Digitalisierung – und einer Welt, die infolgedessen geprägt wird durch Komplexität, Unsicherheit, Geschwindigkeit und Uneindeutigkeit – erscheint es plausibel, dass die Handlungsfähigkeit von Anwendern aufgrund der hohen Entwicklungsgeschwindigkeit potenziell eingeschränkt wird. Denn es ist für den Einzelnen zunehmend weniger möglich, auf vertraute Standards und vorhandene Erfahrungswerte im Umgang mit der Technologie zurückgreifen zu können. Allgemein könnte sich das dadurch evozierte Misstrauen kontraproduktiv im Sinne notwendiger Digitalisierungsprozesse auswirken, da Menschen nur in der Lage sind IT-Technologien – und hier aktuell primär KI-Lösungen – zu nutzen, wenn sie diesen vertrauen. Als Schlussfolgerung erscheint somit die Frage evident, was KI-Anbieter tun müssen, um Anwenderunternehmen ihre Vertrauenswürdigkeit zu dokumentieren und sie so bei deren Entscheidung bezüglich des Einsatzes von KI durchgängig zu unterstützen. Erste Erkenntnisse diesbezüglich liefert die Anwender-Studie „TrustKI“.

Mit vermehrter Verfügbarkeit innovativer Technologien im Bereich Künstlicher Intelligenz (KI) steigt – im Sinne einer allgemein angestrebten Wertschöpfung – die Forderung nach der Vertrauenswürdigkeit der Anbieter sowie entsprechend deren Lösungen. Warum? Innovative Technologien und somit die gesamte Internet-/IT-Infrastruktur sind nicht nur zunehmend vielschichtig, sondern auch vermehrt opak geworden. Daraus resultiert folgendes Dilemma: gegenläufig zu dem notwendigen – und auch entsprechend seitens der KI-Anbieter wirksam propagierten – Einsatz neuer Technologien sinkt das Wissen über deren Hintergründe sowie Zusammenhänge. Diese Divergenz führt dazu, dass Anwenderunternehmen alternativ der Einführung neuer Technologie sowie entsprechender Dienste ablehnend gegenüberstehen oder dieser blind vertrauen. Beides ist im Sinne einer gewinnbringenden Digitalisierung kontraproduktiv. Letzteres verhindert zwar nicht die Nutzung allgemein aber eine sinnvolle Inanspruchnahme neuer Anwendungen oder innovativer Dienste, da Entscheidungen bezüglich des Einsatzes eher volatil sein werden – also weniger aufgrund von Kompetenz bezüglich der Problemlösung zustande kommen oder auf dem erforderlichen Fachwissen im Hinblick auf die Technologie basieren. Dies macht deutlich, dass für eine nutzbringende Digitalisierung eine Interaktion auf Augenhöhe – vorrangig gründend auf Transparenz – zwischen KI-Anbietern und Anwenderunternehmen erforderlich ist. Allein daraus ließe sich logisch die Notwendigkeit ableiten, dass KI-Anbieter vertrauenswürdig agieren müssen, da nachweislich eine Interdependenz zwischen Vertrauenswürdigkeit und Vertrauen besteht. Ebenso lässt sich deduzieren, dass Vertrauen in den KI-Anbieter und dessen Motivation [1] im Entscheidungsprozess der Anwender bezüglich des Einsatzes neuer Technologien unerlässlich ist. Dies kann gemäß dem Soziologen Niklas Luhmann insofern begründet werden, dass Vertrauen ein Mechanismus der Komplexitätsreduktion ist [2], also etwas, wodurch sich das Leben auf allen Ebenen leichter gestalten lässt. Die entsprechende Schlussfolgerung, dass im Rahmen der Entscheidungsfindung die Komplexität der Technologie in den Hintergrund tritt, mag auf den ersten Blick trivial erscheinen. Von daher wird die induzierte Konklusion im Folgenden unter diesem Aspekt näher beleuchtet.

Vertrauensaufbau: Die Perspektive des Anwenders

Luhmann [3] zufolge ermöglicht Vertrauen einen optimistischen Blick in die Zukunft, obwohl Menschen im Grunde weder über ausreichende Informationen noch über eine dafür notwendige Kontrolle verfügen, die diesen Optimismus rechtfertigen würden. Vertrauen lässt sich von daher als eine adaptive Strategie bezeichnen, die Menschen hilft in einer durch Unsicherheit gekennzeichneten Welt handlungsfähig zu bleiben. Generell ist jedem Menschen eine gewisse Vertrauensfähigkeit zu eigen. Obwohl die grundsätzliche Annahme wie Vertrauen entsteht identisch ist, gibt es verschiedene Konzepte bezüglich der notwendigen Gegebenheiten für den Aufbau – die Unterscheidung bezieht sich unter anderem auf den zu betrachtenden Fokus in der Definition. Im Kontext der Digitalisierung erscheint folgendes als dienlich: „Vertrauen als Vernunft“ [4]. Hierbei hängt es einerseits von Nutzen, Interessen und Präferenzen einer Person ab ob vertraut wird oder nicht, sowie andererseits von ihrer Fähigkeit, Informationen zu verarbeiten und vertrauenswürdige Interaktionspartner anhand von bestimmten Kriterien zu erkennen. Zu diesen Kriterien zählen nach einem weit verbreiteten Modell [5] unter anderem Kompetenz, Wohlwollen und Integrität des Vertrauensnehmers, zum Beispiel des KI-Anbieters. Dieses rationale Vertrauen ist demnach eine Zuschreibung von Gründen für Vertrauenswürdigkeit, die von einer Person beispielsweise für seine Einschätzung eines Unternehmens vorgenommen wird [6]. Eine entsprechende Ableitung im Kontext der Digitalisierung könnte somit lauten: Der Anwender als Vertrauensgeber muss von einem KI Anbieter verlässliche Signale empfangen, anhand derer er die Vertrauenswürdigkeit bezüglich dessen Kompetenz (Können und Wissen), Wohlwollen sowie Integrität (Intention) einschätzen kann.



kostenlos downloaden



Weitere Informationen zum Thema “Warum Vertrauenswürdigkeit der Grundstein für Digitalisierung ist”



Vertrauen ist gut Reputationssysteme sind besser – Kollektive Intelligenz für die Bewertung von IT-Sicherheitslösungen

Vertrauenswürdigkeit schafft Vertrauen – Vertrauen ist der Schlüssel zum Erfolg von IT- und IT-Sicherheitsunternehmen

Ohne Vertrauen geht es nicht – Kriterien für das Vertrauen von Anwenderunternehmen in Hersteller und deren IT-Sicherheitslösungen

To trust or not to trust Was Vertrauen schafft: Anforderungen an KI-Anbieter und -Lösungen

Vertrauenswürdigkeit von KI – Klare Anforderungen an die KI-Anbieter



Lehrbuch Cyber-Sicherheit

Übungsaufgaben und Ergebnisse zum Lehrbuch Cyber-Sicherheit

Bücher im Bereich Cyber-Sicherheit und IT-Sicherheit zum kostenlosen Download

Trusted Computing – Ein Weg zu neuen IT-Sicherheitsarchitekturen



Vorlesungen zum Lehrbuch Cyber-Sicherheit

Wie viel IT-Sicherheit und Vertrauenswürdigkeit brauchen wir für unsere komplexe digitale Zukunft?

Cyber-Sicherheit und Vertrauenswürdigkeit für Smart-Cities

Von der Perimeter Sicherheit zu Zero Trust



Forschungsinstitut für Internet-Sicherheit (IT-Sicherheit, Cyber-Sicherheit)

Master-Studiengang Internet-Sicherheit (IT-Sicherheit, Cyber-Sicherheit)

Marktplatz IT-Sicherheit

Marktplatz IT-Sicherheit: IT-Notfall

Marktplatz IT-Sicherheit: IT-Sicherheitstools

Marktplatz IT-Sicherheit: Selbstlernangebot

Marktplatz IT-Sicherheit: Köpfe der IT-Sicherheit

Vertrauenswürdigkeits-Plattform



Marktplatz IT-Sicherheit – Gemeinsam für mehr IT-Sicherheit

Vertrauenswürdigkeits-Plattform für KI-Lösungen u Datenräume

Selbstlernakademie SecAware.nrw: Neues KI-Modul soll IT-Awareness in NRW nachhaltig stärken

IT-Sicherheitslage in Deutschland: Unternehmen sollten ihre Cyber-Sicherheitsmaßnahmen jetzt überprüfen



Confidential Computing: Sicher und Souverän in der Cloud

Gaia-X-sichere und vertrauenswürdige Ökosysteme mit souveränen Identitäten



Cyber-Sicherheit braucht mehr Fokus



IT-Sicherheitsstrategie für Deutschland

IT-Sicherheit für NRW 4.0 – Gemeinsam ins digitale Zeitalter. Aber sicher.

Human-Centered Systems Security – IT Security by People for People



IT-Sicherheit

Cyber-Sicherheit

Cyber-Sicherheitslösungen

Künstlicher Intelligenz (KI)

Vertrauenswürdigkeit

Digitalisierung

Vertrauen

Integrität

Warum Vertrauenswürdigkeit der Grundstein für die Digitalisierung ist
Warum Vertrauenswürdigkeit der Grundstein für die Digitalisierung ist Prof. Dr. Norbert Pohlmann - Cyber-Sicherheitsexperten